Es beginnt langsam zu dämmern, ein nebliger Schleier legt sich über die Wiesen. Eine junge Frau – schätzungsweise 18 Jahre alt – geht einen schmalen Feldweg zwischen den Äckern entlang. Sie summt ein fröhliches Lied und schwingt den Weidekorb mit verschiedenem Gemüse von einer Seite auf die andere. Sie scheint glücklich zu sein, vielleicht sogar verliebt.
Der Weg zu ihrem kleinen Heim am Waldrand ist nicht mehr allzu weit, trotzdem wird sie von der nahenden Dunkelheit eingeholt. Anfangs bleiben ihre Schritte ruhig, doch mit der Zeit beginnt sie schneller zu gehen. Sie kann es nicht sehen und auch nicht hören, doch dort hinter ihr ist etwas. Genau weiß sie es selber nicht, nur dass da dieses ungute Gefühl in ihrer Bauchgegend ist. Nervös dreht sie sich um und wirft einen gehetzten Blick zurück. Die Lichter der kleinen Stadt sind schon zu weit entfernt und so liegt hinter sowie vor ihr nur bedrohliche Dunkelheit. Die junge Frau bemüht sich ruhig zu bleiben und stimmt ihr fröhliches Lied an, gibt es jedoch auf als sie meint ein Keuchen aus den Büschen zu hören. Für einen Moment bleibt sie stehen und gerade das wird ihr zum Verhängnis. Zwar kann sie es nicht direkt sehen, doch dort zwischen den Pflanzen regt sich etwas, etwas sehr großes.
Sie rennt los, stolpert und fällt auf den schlammigen Weg. Ihr Kleid zerreißt, doch sie rappelt sich hoch und läuft weiter. Etwas verfolgt sie, vielleicht ein großer Hund oder ein Wolf, denn sie kann hören, wie die Tatzen auf den Boden trommeln, während das Untier sie verfolgt.
Es sind nur noch ein paar Meter bis zu ihrer Hütte, da hat das Tier sie eingeholt. Mit einem mächtigen Satz bringt es die junge Frau zu Fall, die daraufhin laut aufschreit. Plötzlich liegt ein haariger Körper auf ihr, viel zu groß für einen normalen Hund oder einen Wolf. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals, während sie wild um sich schlägt, doch bei dem übermenschlich starken Untier nichts ausrichten kann. Sie schreit abermals, doch plötzlich merkt sie, dass die gelblichen Zähne des Tiers um ihre Schulter gelegt haben. Beinahe mühelos zieht es die junge Frau in den dunklen Wald hinein. Noch ein letztes Mal versucht sie sich zu wehren, doch es ist sinnlos. Das Tier verschwindet mit ihr zwischen den Bäumen und sie selbst verliert das Bewusstsein, welch ein Glück für die junge Frau.
Aus der Hütte am Waldrand tritt eine alte Frau, wischt sich die faltigen Hände in ihrer schmutzigen Schürze ab. Sie hebt den Kopf und ihre milchig-weißen Augen starren in die Dunkelheit. „Celine? Celine, bist du das?“, ruft sie vergeblich nach ihrer Tochter.
Catherine, Isabella, Celine. Drei Frauen aus der Unterschicht, die innerhalb eines Monats verschwunden sind. Verschleppt von einem Monster, wie die Bewohner von Cervin es nennen. Niemand weiß, was mit ihnen geschehen ist und wann das Untier wieder zuschlagen wird. Jeder könnte der Nächste sein.
Wir schreiben das Jahr 1767 und ganz Frankreich steht unter der Herrschaft König Louis XV. Das Land befindet sich im Umschwung und man spürt die drohenden Unruhen auch in Cervin, einer kleinen Stadt, die nur eine Tagesreise mit der Kutsche von Paris entfernt ist.
Die Stadt ist in zwei Hälften geteilt. Auf der einen Seite steht die reiche Oberschicht, die ihr Tage mit Alkohol und Frauen verbringt, auf der anderen die armen Bauern, die hart für ihr tägliches Brot arbeiten müssen. Schon seit langem besteht ein Konflikt zwischen den beiden Seiten, der jetzt nachdem Verschwinden von drei jungen Frauen noch größer wurde.
Der Wald und dessen Umgebung werden abends gemieden, vor allem von den jungen Frauen. Die Oberschicht versteckt sich gleichfalls in ihren prunkvollen Häusern und versucht, die seltsamen Geschehnisse so gut wie möglich zu vertuschen. Trotzdem werden die Rufe nach Gerechtigkeit immer lauter und man möchte, dass das Untier gefangen wird. Doch wer wird es wagen, bei Nacht den Wald zu betreten?
Zusatzinformationen zum Rollenspiel:
- historisches RPG
- spielt im Jahr 1767 im fiktiven Ort Cervin (Frankreich)
- ein Ungeheuer treibt sich in den Wäldern herum
- die meisten Bewohner trauen sich nicht in die Nähe des Waldes
- arme Bürger werden von den reichen und adligen gemieden (im Normalfall)
- Adelige, Bürger und Bauern sind spielbar